Animal Climate Action

Beteiligung am Protest anlässlich des G20 Gipfels in Hamburg

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Animal Climate Action - Grenzenlose Solidarität statt G20

Auch Aktivist*innen vom Netzwerk Animal Climate Action beteiligten sich an Aktionen anlässlich des G20 Gipfels in Hamburg.

Bei der Großdemonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20“ demonstrierten wir mit anderen Aktivist*innen der Klimabewegung im Klimablock und hielten folgenden Redebeitrag.

Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Die Vertreter*innen der 20 größten Industrienationen werden sich eher damit auseinandersetzen, was auf dem nächsten Buffet aufgetischt wird, als dass sie sich mit Fragen der Ernährungsgerechtigkeit oder den offenbaren Problematiken des globalen Landwirtschaftssystem beschäftigen.

Dabei sind die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich ins Bewusstsein der Menschen getreten: Die Unterernährung mehr als einer Milliarde Menschen, die neokoloniale Plünderungen der Landschaften des globalen Südens, die Herrschaft der Agrochemie und Gentechnik, die Patentierung des Lebens und Privatisierung von Saatgut, Zerstörung von Böden, Gewässern, Wäldern und die elende Behandlung von Tieren in den Mastanlagen der Fleischindustrie.

Wenn wir von einer gerechten Gesellschaft sprechen, kommen wir nicht um die Frage der Produktion unserer Lebensmittel herum. Dies wird nicht zuletzt im Hinblick auf die ökologischen und sozialen Auswirkungen der menschenverursachten Klimaveränderungen deutlich.

Die globale Landwirtschaft ist für ungefähr ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich, einschließlich der ökologisch und sozial hochproblematischen Landnutzungsänderungen. Der Großteil dieser Emissionen geht auf das Konto der Tierproduktion.
Gut 70% der Anbauflächen weltweit wird allein für die Fütterung von Tieren genutzt, unentwegt bewegen sich Frachter mit Sojabohnen und Sojaschrot von Südamerika nach Europa, um den hiesigen Bedarf an Futtermitteln sicherzustellen, während sich die Sojasteppen immer weiter in die Wälder des Globalen Südens fressen.

Dabei trägt die Tierproduktion nur einen vergleichsweise kleinen Teil für die Welternährung bei. Tierische Produkte kommen überdies vorwiegend dem wohlhabenden Teil der Weltbevölkerung im globalen Norden zu Gute.

Während die deutschen Agrarkonzerne, die Fleischindustrie und Tierfabriken jede Verantwortung für diese Entwicklungen von sich weisen, wird die Klimakrise in der Öffentlichkeit gerne als Frage moralischer Leitbilder und des individuellen Konsums verhandelt: „Öfters Mal auf Fleisch verzichten“, „das Licht ausschalten“ oder „das Fahrrad statt des Autos nutzen“, so die gängigen Losungen zur Verringerung des Ausstoßes von klimaschädlichen Emissionen.

Nicht, dass die Lebensweise keinen Einfluss auf den Umfang der genutzten Ressourcen hätte. Es ist aber eine Illusion zu glauben, dass der Klimawandel über die Veränderung individueller Konsumentscheidungen allein abgewendet werden könnte. Ein Blick auf die Fleischproduktion in Deutschland macht dies deutlich: Seit Jahren steigt die Anzahl der vegetarisch und vegan lebenden Menschen, was sicherlich erfreulich ist. Doch die Fleischproduktion in Deutschland ist keineswegs rückläufig – im Gegenteil!

Die auf Export und Expansion getrimmte deutsche Fleischindustrie steigert die Produktion insbesondere von Hühner- und Schweinefleisch nicht zuletzt mithilfe milliardenschwerer Agrarsubventionen. Hunderte neue Mastanlagen werden gebaut, in denen Tiere den Nutzenkalkülen der Fleischindustrie entsprechend in kürzester Zeit gemästet werden. Schlachtfabriken werden erweitert, um die Tiere im Akkord zu töten.

Eine der klimaschädlichsten Industrien wächst rasant, sie führt zur weiteren Zerstörung unser aller natürlichen Lebensgrundlagen. Getrieben vom steten Konkurrenzkampf und dem Zwang zur Erweiterung und Intensivierung der Produktion gelten Natur und Tiere den Fleisch-, Futtermittel- und Agrarkonzernen lediglich als bloße auszubeutende Ressourcen.

In diesem Sinne müssen wir, die für eine soziale und ökologische Landwirtschaft eintreten, unsere Kritik auch explizit gegen die herrschende Form der Lebensmittelproduktion richten und aufzeigen, welche Verantwortung Agrar- und Futtermittelkonzerne sowie die Fleischindustrie für die Klimaveränderungen und die Ausbeutung der Natur haben.

Statt also den moralischen Zeigefinger etwa gegen die wachsende Mittelschicht Chinas und Indiens ob ihres vermeintlichen Fleischappetits zu erheben, heißt es Alternativen allen voran dort zu entwickeln, wo die naturzerstörerische, tierverachtende und neokoloniale Agrarpolitik ihren Ausgang nimmt, nämlich im Globalen Norden und nicht zuletzt auch in Deutschland.

Bei aller Bedeutung, die fossile Brennstoffe für die Klimaveränderungen haben, gilt es daher auch die Tierproduktion im Kontext der industriellen Landwirtschaft als Klimakiller zu skandalisieren. Es kann nur richtig sein, dass dort wo Mastanlagen neu gebaut werden, wo Schlachtfabriken erweitert werden, Widerstand organisiert wird und Fleischkonzerne wie Wiesenhof, Rothkötter oder Tönnies zum Ziel entschlossener Kampagnen werden. Initiativen wie die Kampagne gegen Tierfabriken, Mastanlagen Widerstand oder Tierfabriken-Widerstand zeigen, wie in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen und über Einwendungen, Demonstrationen oder Aktionen des zivilen Ungehorsams Druck auf die Betreiber*innen von Mastanlagen und die Fleischkonzerne aufgebaut werden kann.

Mittelfristig muss anstelle privatwirtschaftlicher Konkurrenz eine Produktion treten, die auf der Grundlage tatsächlich demokratischer Entscheidungsprozesse den Bedürfnissen von Menschen und Tieren und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen Rechnung trägt. Es geht um nicht weniger als auch im Bereich der Produktion und Verteilung von Lebensmitteln eine Ordnung zu überwinden, in der Eigentumsrechte und die Profitinteressen von Konzernen mehr gelten als soziale und ökologische Gerechtigkeit.
Klar ist aber auch, dass eine alternative und solidarische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion nicht allein von einzelnen politischen Bewegungen erreicht werden können. Um die Agrarwirtschaft nach anderen Prinzipien als bloßer Profitmaximierung auszurichten, braucht es eine Zusammenarbeit verschiedener politischer Bewegungen, Organisationen von Landarbeiter*innen und den Arbeiter*innen der Lebensmittelindustrie sowie eine grundsätzliche Änderung der nationalen und internationalen Agrarpolitik.

Wir rufen daher dazu auf, sich an Initiativen und Treffen der Klimabewegung zu beteiligen und Perspektiven für eine soziale und ökologische Landwirtschaft zu entwickeln, so zum Beispiel während der Aktionstage der Klimabewegung im Rheinland im August sowie über schlagkräftige Proteste, dem Thema Agrarindustrie und Tierproduktion die Beachtung zukommen zu lassen, die es gemessen an den Fragen sozialer und ökologischer Gerechtigkeit auch verdient.

Animal Climate Action - Grenzenlose Solidarität statt G20

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