Tierproduktion heizt den Klimawandel an. Und zwar mehr, als ihr denkt. Wir klären auf über Methan, Landnutzungswandel, die Verantwortung der deutschen Tierindustrie und grün-gewaschene Scheinlösungen, denen wir nicht auf den Leim gehen sollten.
Am 24.06. ist die letzte Veranstaltung der Reihe „Das Schlachten beenden“ mit einem Vortrag und Diskussion zur Rolle der Tierproduktion für den Klimawandel.
Ihr könnt um 19 Uhr online oder live (Aquarium, Skalitzer Straße 6 in Berlin) dabei sein.
Endlich treffen wir uns jetzt mal wieder offline und nicht nur digital, natürlich weiterhin in Hinblick auf die Corona-Epidemie unter Einhaltung sinnvoller Hygienemaßnahmen. Wer Lust hat, uns mal kennenzulernen und sich grundsätzlich vorstellen kann, bei uns mitzuarbeiten, ist herzlich eingeladen. Schreib einfach an unsere Kontaktadresse kontakt@animal-climate-action.org. Einen PGP-Schlüssel findet ihr unter anderem hier.
Unter dem Titel: „GGDT08 Mythen über Landwirtschaft und Klimawandel“, erwartet euch folgendes:
Schonmal gehört? „Hauptsache Lebensmittel aus der Region! Die langen Transportwege verursachen die meisten Treibhausgase.“ oder „Tofu statt Fleisch zu essen, kann auch keine Lösung sein. Dafür wird doch so viel Regenwald abgeholzt!“ und „Ökologische Tierhaltung ist in jedem Fall gut für’s Klima.“ Aber stimmt das eigentlich?
In der neuen Folge unseres Podcasts „Gemeinsam Lauschen – Der Podcast gegen die Tierindustrie“ räumen wir mit einigen Mythen über die Zusammenhänge von Landwirtschaft, Tierhaltung und Klimawandel auf. Dafür haben wir Interviews mit zwei Expert*innen zu diesem Thema geführt: Benjamin Bodirsky arbeitet als Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Stephanie Töwe-Rimkeit beschäftigt sich im Rahmen ihrer Arbeit bei Greenpeace insbesondere mit den Auswirkungen der Fleischproduktion auf Umwelt und Klima. Es zeigt sich: die Zusammenhänge sind komplex und der Stellenwert von Tierproduktion auf den Klimawandel wird nicht selten unterschätzt.
Das Schlachten beenden! Für eine solidarische und ökologische Ernährungs- und Agrarwende. Eine Veranstaltungsreihe über die Fleischindustrie, ihr System der Ausbeutung und Zerstörung und Perspektiven eines Ausstiegs.
11.05.2022, 19:00 Uhr Über die Lage der überausgebeuteten Klasse in Niedersachsen – Zur Situation der Arbeiter*innen in der Fleischindustrie (Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg)
25.05.2022, 19:00 Uhr Fleischindustrie & Tierausbeutung (Gemeinsam gegen die Tierindustrie)
08.06.2022, 19:00 Uhr Sojaanbau durch das Agrobusiness in Brasilien – und Fleischindustrie hier (Christian Russau, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.)
24.06.2022, 19:00 Uhr Keine Klimagerechtigkeit mit Tierproduktion (Animal Climate Action)
Die Fleischindustrie ist für zahlreiche gesellschaftliche Krisen mitverantwortlich. Tönnies, PHW (Wiesenhof), Vion, Westfleisch, Plukon und Rothkötter sind als deren größte Player an dramatischen gesellschaftlichen Problemen beteiligt. Darunter Land Grabbing und Hunger im globalen Süden, Ausbeutung von meist migrantischen Arbeiter*innen und von prekär wirtschaftenden Bäuer*innen, enorme Treibhausgasemissionen und Umweltzerstörung sowie Unterdrückung und Tötung von Tieren.
Seit vielen Jahren protestieren verschiedene emanzipatorische Kämpfe gegen diese Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur, beispielsweise in dem Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“. Auch für diesen Spätsommer plant das Bündnis Aktionstage und eine Massenaktion in einem der Hotspots der deutschen Fleischindustrie, dem Oldenburger Land.
Wogegen richtet sich der Protest und wie sehen die Probleme konkret aus, die von den großen Fleischkonzernen mit verursacht werden? In einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe geben Referent*innen Einblicke in die verschiedenen mit den Fleischkonzernen und der gesamten Tierindustrie verbundenen Krisen und diskutieren mit uns über drängende Fragen und kontroverse Standpunkte.
Alle Veranstaltungen finden im Aquarium (Skalitzer Str. 6, U-Bhf Kottbusser Tor) in deutscher Sprache statt und werden auch online übertragen. Die Räume sind barrierearm und mit Rollstuhl zugänglich.
Nach der Schlachthofblockade 2019 wird die Gruppe TearDownTönnies mit Repression und Schadensersatzforderungen des Tönnies-Konzerns überzogen.
Gemeinsam mit dem Verein die tierbefreier*innen e.V. und weiteren Gruppen, organisiert TearDownTönnies nun eine bundesweite Vortragstour. Im Mittelpunkt der Tour stehen die Repressionserfahrungen und wie wir uns als Bewegung mit den Aktivist:innen solidarisch zeigen können. In dem Vortrag werden Aktivistis unter anderem darlegen, wie die Besetzung ablief, wie die Prozesse bisher verliefen, welchen Support TearDownTönnies erfahren hat und was die Repression für die Tierbefreiungs- und Klimagerechtigkeitsbewegung bedeutet.
Los geht‘s am Freitag (15.04.) in Mannheim. Weitere Veranstaltungen sind in Leipzig, Berlin, Augsburg, Frankfurt, Dresden und weiteren Städten geplant.
Unter dem Titel: „Von Tönnies verklagt – Wenn Unternehmen Protest mundtot machen wollen“, erwartet euch folgendes:
Wer sich Ungerechtigkeiten entgegenstellt, wird nicht selten vom Staat mit Strafverfahren konfrontiert. Doch auch Unternehmen wie der Braunkohlekonzern RWE, die aus guten Gründen im Fokus von Aktionen sozialer Bewegungen stehen, versuchen ihre Profite gerichtlich gegen Aktivist:innen abzusichern. In dieser Podcast-Folge gucken wir uns diese Repression durch Unternehmen genauer an. Wir führen ein Doppelinterview mit Anica von Tear Down Tönnies und Joschka von der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Anica berichtet uns, wie der Fleischkonzern Tönnies versucht, Schlachtfabrik-Blockierer:innen mundtot zu machen, und wie diese sich zur Wehr setzen. Joschka erläutert die Bedeutung von solchen „SLAPP“s („strategic lawsuit against public participation“) und erklärt, warum wir diese immer beliebtere Strategie von großen Konzernen im Auge behalten sollten.
Hot Topic im Rahmen der neu aufkommenden Corona-Pandemie im Jahr 2020 waren unter anderem die massenhaften Corona-Ausbrüche in den Schlachthöfen. Plötzlich wusste jeder von den miesen Bedingungen in der Fleischindustrie, die Politik war gezwungen zu handeln. Ergebnis war das im Januar 2021 in Kraft getretene ‚Gesetz zur Verbesserung des Vollzugs im Arbeitsschutz‘, auch Arbeitsschutzkontrollgesetz genannt. Auch wir griffen Mitte 2020 das Thema Arbeitsbedingungen in der Tierindustrie in unserer zweiten Podcast Folge auf und sprachen mit Betroffenen und Unterstützerinnen. In dieser Folge – gut ein Jahr später – fragen wir nach, was sich durch das Gesetz wirklich verändert hat. Wir sprechen mit Guido von der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg und fassen zusammen, welche aktuellen Berichte es von Arbeitenden in der Fleischindustrie gibt. Das Ergebnis ist – leider – ernüchternd.
Die sechste Folge von „Gemeinsam lauschen – Der Podcast gegen die Tierindustrie“, findet ihr auf Spotify und in diversen Podcatchern. Außerdem auf unserer Webseite und auf Funkwhale.
Land- und Forstwirtschaft verursachen ca 24% der weltweiten Treibhausgase (IPCC Report) und liegen damit nur knapp hinter dem Energiesektor. Trotzdem wird Landwirtschaft in der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung kaum verhandelt. Nur wenige Gruppen und Akteur_innen beschäftigen sich mit dieser Thematik und nur selten kommen diese zusammen.
Zeit, dass sich das ändert: Auf unserer Konferenz »Emissionen, Eigentum, Ernährung: Debatten zur klimagerechten Landwirtschaft« vom 19.-21.11 bei Kassel (https://www.gemeinschaft-lebensbogen.de/) wollen wir uns vernetzen und wichtige Diskussionen führen. Ganz unterschiedliche Gruppen und Initiativen werden mit Workshops, Vorträgen oder in Podiumsdiskussionen zur Konferenz beitragen, vom Ackersyndikat bis zur Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, vom Bündnis ‚Gemeinsam gegen die Tierindustrie‘ bis zum Gen-ethischen Netzwerk.
Es sind noch knapp 20 Plätze frei und wir freuen uns ganz besonders über klima- und landwirtschaftspolitisch interessierte Menschen, die selbst in der Landwirtschaft tätig sind bzw. waren oder aber in der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv sind. Inhalt und Debatten Die Konferenz soll aus Vorträgen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen bestehen. Dabei sollen verschiedene Akteur_innen, Gruppen und konträre Positionen sichtbar werden. Es soll um folgende Fragen gehen:
• Wie treibt die Landwirtschaft den Klimawandel an und wo ist Potential für Einsparungen? • Was sind klimagerechte Eigentums- oder Besitzverhältnisse an Land, Wasser, Saatgut und Maschinen? • EU und Staat, Genossenschaften und Kollektive: Welche Institutionen braucht eine klimagerechte Landwirtschaft? • Wie viel Tierhaltung verträgt das Klima und wie könnte eine Landwirtschaft bei stark reduzierten Tierbeständen aussehen? • Haben Technologien der Digitalisierung und Industrialisierung einen Platz in der klimaneutralen und ökologischen Landwirtschaft? • Wie bestimmen Monopole und Konzerne die Landwirtschaft? Wie können wir uns zur Wehr setzen? • Wie sollen Nahrungsmittel in der Zukunft verteilt werden? • Wie kann eine regionale und saisonale Ernährungsproduktion organisiert werden? • Wie kann eine Zusammenarbeit mit konservativen und klima-skeptischen Landwirt_innen gelingen?
Organisatorisches Die Konferenz wird vom 19.-21.11 in der Nähe von Kassel in den Räumen des Lebensbogen stattfinden: www.gemeinschaft-lebensbogen.de/ Es wird Übernachtungsmöglichkeiten und Verpflegung geben. Wir werden außerdem ein Hygienekonzept entwickeln. Wir wollen ca. 50 Teilnehmer_innen Gelegenheit geben, an der Konferenz teilzunehmen
Bitte teilt uns mit, wie viele ihr seid, ob ihr besondere Ansprüche an Räumlichkeiten und Schlafplätze habt, ob es Allergien gibt uns was sonst noch so wichtig sein könnte. Falls ihr keinen Beitrag beisteuern wollt, aber trotzdem schon wisst, dass ihr an der Konferenz teilnehmen werdet, freuen wir uns, wenn ihr euch schon zur Teilnahme anmeldet. Zur Finanzierung der Konferenz sind wir auf Spenden von 30-50€ pro Teilnehmer_in angewiesen (inkl Unterkunft und Verpflegung). Wenn ihr das nicht zahlen könnt meldet euch bei uns. Am Geld soll’s nicht scheitern.
Aufruf zur Solidaritätsdemo für/Tear down Tönnies/ anlässlich Prozess vor dem Landgericht Berlin
Am 23.09.21 rufen das Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie, Animal Climate Action und Tear down Tönnies zu einer Fahrraddemo auf. Anlass ist der Prozess gegen eine Aktivist*in von Tear down Tönnies. Ihr wird vorgeworfen, 2019 den Tönnies-Schlachthof in Kellinghusen blockiert und für mehrere Stunden lahmgelegt zu haben.
Der Skandalkonzern Tönnies verklagt nun vor mehreren Gerichten in Deutschland Aktivist*innen auf Schadensersatz in Höhe von 17.000€ und dem Unterlassen weiterer Proteste!
Wenn Konzerne wie Tönnies versuchen, Kritik und Proteste durch Klagewellen und Unterlassungsforderungen mundtot zu machen, müssen wir um so lauter werden! Zeigen wir der Fleischindustrie, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und stehen wir gemeinsam gegen Repression.
Tierindustrie abschaffen – Tönnies enteignen!
Für eine sozialgerechte, ökologische und pflanzenbasierte Agrarwende!
23.09.21, 17:30 Uhr, Auftakt Kundgebung vor dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Wilhelmstr. 54, Berlin. Dann Fahrraddemonstration zur Anwaltskanzlei Eversheeds and Sutherland, Kurfüstendamm 22, Abschlusskundgebung ca. 19 Uhr
23.09.2021: Tearn Down Tönnies – Resistance is not a crima
Trial against activist at Berlin court – Demonstration in solidarity with Tear down Tönnies
On 23.09.21 Gemeinsam gegen die Tierindustrie, Animal Climate Action and Tear down Tönnies are organizing a bicycle demonstration. A TDT activist is on trial in Berlin because of a slaughterhouse blockade in 2019.
Tönnies is suing several activists all over Germany for 17.000€ compensation and for refraining from further protests.
We need to take action and maker ourselves heard when companies like Tönnies try to silence our protest. Let’s stand together against the oppression of the meat industry.
Abolish the animal industry – expropriate Tönnies
For a just, organic and plant based agriculture shift!
23.09.21, 17:30, Start at the agriculture ministy, Wilhelmstr. 54, Berlin. Bike demonstration to the offices of Tönnies lawers Eversheeds and Sutherland, Kurfüstendamm 22. We finish around 19:00
Am 25. Januar 2021 machten sich Landwirt_innen aus ganz Deutschland in ihren Traktoren auf den Weg nach Berlin, um gegen niedrige Preise im Lebensmitteleinzelhandel und diverse Umwelt- und Naturschutzauflagen zu protestieren. Es gab Mahnwachen, Treffen mit Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Traktorkorsos durch die Stadt. Was ursprünglich für eine Woche geplant war, lief bis weit in den Frühling hinein. Diese Protestwochen gingen von einer Bewegung aus, die unter dem Schlagwort “Bauernproteste“ zusammen gefasst wird. Sie will auf die schwierige ökonomische Situation der Landwirt_innen aufmerksam machen. Dies erscheint als ein legitimes Anliegen. Doch es lohnt sich, genau hin zuschauen, denn rechte, rechts-offene sowie verschwörungsideologische Tendenzen werden in der jungen Bewegung immer stärker.
Darüber hinaus richten sich die Proteste aber auch gegen vermeintlich zu strenge Auflagen in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Insbesondere das neue Düngemittel- und das Insektenschutzgesetz stoßen auf Widerstand.
Seit Corona kamen für die Landwirtschaft weitere Probleme hinzu wie etwa fehlende Saisonarbeiter_innen oder die Schließung von Schlachtfabriken. Viele Landwirt_innen sehen sich also einem enormen ökonomischen, aber auch gesellschaftlichem Druck ausgesetzt.
Traditionell wird die konventionelle deutsche Landwirtschaft durch CDU/ CSU und den DBV (Deutscher Bauernverband) vertreten. Beiden wird jedoch eine wachsende Distanz zur Basis vorgeworfen. Ende 2019 gründete sich die Gruppe „Land schafft Verbindung“ (LSV), welche eine Gegenposition zum DBV einnimmt. Sie rief im Januar 2020 zu einer ersten großen Traktor-Demonstration in Berlin auf. Seit dem hat sich eine Protestbewegung formiert, die sich während der Coronapandemie zunehmend radikalisiert hat.
Nähe zu Verschwörungsideologien und Corona-Leugner_innen
Das gesellschaftliche Interesse an Themen wie Klimawandel, Tierrechten oder Artensterben hat in den letzten Jahren enorm zugenommen und geht oft mit Kritik an der industriellen Landwirtschaft einher. Vielen Landwirt_innen empfinden dies als ungerechtfertigte Schuldzuweisung. Typisch für die Bauernproteste ist deswegen eine starke Ablehnung von Klima- und Umweltschutz, die oft mit einer feindlichen Haltung gegenüber NGOs, Presse und Wissenschaft einhergeht. Dies erweist sich momentan als ein fruchtbarer Nährboden für Verschwörungsideologien.
Beispielsweise gibt es große Sympathien zwischen den Bauernprotesten und der klimawandelsekeptischen Gruppe Fridays for Hubraum (FfH). FfH ist eine Facebookgruppe, die sich als Gegenprotest zu Fridays for Future gründete. Sie erfuhr insbesondere von der AfD viel Unterstützung und musste im Herbst 2019 für eine Weile geschlossen werden, nachdem rechtsradikale Botschaften und Morddrohung Überhand nahmen. Landwirt_innen zeigen sich auf den Aktionen gerne mit FfH Logo. Der LSV nahestehende Textildruck Grommes bietet sowohl LSV, als auch FfH-Merch an. Und auch FfH teilt auf Facebook und Telegram regelmäßig Artikel und Videos der Bauernproteste.
Aber nicht nur Klimawendelskeptiker_innen haben einen Platz in den Reihen der Bewegung. Insbesondere in den Telegramgruppen rund um LSV und die Bauernproteste (beispielsweise „LSV- Niedersachsen“, “Aktuelle Berichte, Termine und Treffpunkte zu den Bauernprotesten“, „Landvolk schafft Verbindung“ und „Freie Bauen Deutschland“) wimmelt es von Querdenken-Positionen und andere Verschwörungsideologien. Nahezu völlig unkommentiert von allen gemäßigten Abonnent_innen werden wissenschaftsfeindliche oder rechtsradikale Inhalte aus Verschwörungs-Gruppen wie „ThanQ Q 2Q21“ (Q-Anon), „Yellow Roses“, „Digital Soldiers Germany“ oder „Arminius Erben“ geteilt. Ebenso diverse Abbildungen, die Corona als Lüge oder Verschwörung darstellen. Besonders unverhohlen rechts sind die Inhalte der Gruppen „Landvolk schafft Verbindung“ und „Freie Bauen Deutschland“.
Aber auch auf öffentlicheren Kanälen mangelt es an Abgrenzung von Verschwörungsideologien. Erst im Januar teilte LSV auf Facebook ein Video auf dem Landwirt_innen auf einer Querdenken-Demo in Berlin mit „Stopp Corona Lüge“ Ballon zu sehen sind. Im gleichen Video wird auf einem Schild das Insektensterben mit dem Ausbau des 5G-Netzes in Zusammenhang gebracht.
Besonders deutlich zeigte sich die Nähe zur Querdenken-Szene während der Landwirtschaftsproteste Anfang des Jahres in Berlin. Querdenker_innen mobilisierten breite Unterstützung in Form von Essens- und Sachspenden und beteiligten sich Rege am Protest. Der populäre Querdenken-YouTube-Kanal „Anni und Martin“ begleitete die Proteste wochenlang und diverse Landwirt_innen inklusive offizieller Sprecher_innen ließen sich gutwillig von diesen interviewen und teilten die Videos später über die eigenen Kanäle. Abgrenzungen gab es von vereinzeltenRedner_innen, doch zu einem klaren Ausschluss oder einer öffentlichen Distanzierung, beispielsweise durch LSV, kam es nie. In den Kommentaren der diversen Gruppen zeigt sich deutlich, dass dies auch nicht von allen Landwirt_innen gewünscht ist.
In der Telegramgruppe „LSV Niedersachsen“ wird sich mehrfach positiv auf die AfD bezogen und Inhalte von Stephan Protschka kritiklos geteilt. Dort fallen Äußerungen wie „Die AfD ist in meinen Augen die einzige Partei die glaubhaft für mehr nationale Selbstbestimmung und weniger Weisungsbindung aus Brüssel steht.“ oder „Ich sehe ganz genau, wer gerade Politik für uns macht 😉 Protschka zählt dazu“. Als ein Nutzer sich im Juni 2020 schockiert über die AfD-freundlichen Kommentare zeigte wurde er von diversen Mitgliedern der Gruppe nieder geredet und als „Gesinnungsgestapo“ beschimpft. Die Antifa wurde als Terrorgruppierung bezeichnet, die es mit einem Traktor zu überfahren gilt. Der Nutzer erhielt keinerlei Rückhalt aus der Gruppe und verließ diese am Ende des Tages.
Die Landvolk-Bewegung war eine Vereinigung von protestierenden, norddeutschen Bauern & Bäuerinnen während der späten 1920er Jahre. Diese litten unter der Wirtschaftskrise und dem sich nach Europa öffnendem Markt. Ab 1929 übte die Bewegung zahlreiche Bombenanschläge auf Gemeindevorsteher, Regierungs- oder Amtsgebäude. Margarethe Hamkens, die Witwe des Landvolk-Anführers Wilhelm Hamkens, berichtet in der Dokumentation „Stumpfe Sense – Scharfer Stahl“, dass sie sich dabei von den Bombenanschlägen des Ku-Klux-Klans inspirieren ließen. Diesem hatten einige Landvolk-Aktivisten während ihrer Zeit in den USA nahe gestanden hatten. Das Symbol der Bewegung war ein weißer Pflug und ein rotes Schwert auf schwarzem Grund. Es ist mittlerweile ein ständiger Begleiter der heutigen Proteste und wirdauf Flaggen, Mützen und Masken präsentiert. Im Juni 2020 stellten Landwirt*innen es sogar mit Traktoren für ein Luftbild nach. Auch bei den Protesten in Berlin war das Symbol wieder massenhaft vertreten.
Der völkische und antisemitische Charakter und der direkte Beitrag der Bewegung zum hohen Wahlergebnis der NSDAP in Schleswig-Holstein ist nicht zu übersehen. Für die Verwendung des Landvolk-Symbols hagelte es deswegen im letzten Jahr Kritik von Presse, DBV und Politik. Während sich Teile von LSV vom Symbol distanzierten, verteidigten diverse aktive Landwirt_innen es vehement als ein Symbol des Widerstands, das zu unrecht in die „rechte Ecke“ gestellt wird.
Fazit
Bei den Bauernprotesten handelt es sich um eine sehr heterogene Bewegung, in der durchaus unterschiedliche Positionierungen zu finden sind. Jedoch scheinen die Landwirt_innen, die sich kritisch zu Querdenken, AFD und Landvolksymbol positionieren in der Minderheit oder zumindest extrem zurückhaltend zu sein. Ihnen gegenüber steht eine sehr aktive Gruppe von Aktivist_innen, die sich nicht scheuen, völkische Symbole zu verwenden und Bündnisse mit der AfD und andere rechten oder verschwörungsideologischen Strömungen einzugehen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass es aus diesen Milieus ein breites Unterstützungsangebot gibt. Linke Bewegungen beschäftigen sich hingegen fast gar nicht mit den Protesten. Dies überrascht nicht, denn das Thema Landwirtschaft und Ernährung wurde in der Linken lange eher stiefmütterlich und als Problematik individueller Konsumentscheidungen behandelt. Die Agrarindustrie ist jedoch eine gewaltige Industrie, die die Klimakrise anheizt, neokoloniale Praktiken fortsetzt, Landarbeiter_innen und Nutztiere ausbeutet und nicht zuletzt kleinen landwirtschaftlichen Betrieben die Lebensgrundlage entzieht. Die Linke sollte nicht rechten Bewegungen das Feld überlassen, sondern eigene Positionen entwickeln: Für eine solidarische und klimagerechte Landwirtschaft, die ökologische Krisen, globale Perspektiven und die Situation der Nutztiere mitdenkt.