Das Schlachten beenden! Für eine solidarische und ökologische Ernährungs- und Agrarwende. Eine Veranstaltungsreihe über die Fleischindustrie, ihr System der Ausbeutung und Zerstörung und Perspektiven eines Ausstiegs.
11.05.2022, 19:00 Uhr Über die Lage der überausgebeuteten Klasse in Niedersachsen – Zur Situation der Arbeiter*innen in der Fleischindustrie (Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg)
25.05.2022, 19:00 Uhr Fleischindustrie & Tierausbeutung (Gemeinsam gegen die Tierindustrie)
08.06.2022, 19:00 Uhr Sojaanbau durch das Agrobusiness in Brasilien – und Fleischindustrie hier (Christian Russau, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.)
24.06.2022, 19:00 Uhr Keine Klimagerechtigkeit mit Tierproduktion (Animal Climate Action)
Die Fleischindustrie ist für zahlreiche gesellschaftliche Krisen mitverantwortlich. Tönnies, PHW (Wiesenhof), Vion, Westfleisch, Plukon und Rothkötter sind als deren größte Player an dramatischen gesellschaftlichen Problemen beteiligt. Darunter Land Grabbing und Hunger im globalen Süden, Ausbeutung von meist migrantischen Arbeiter*innen und von prekär wirtschaftenden Bäuer*innen, enorme Treibhausgasemissionen und Umweltzerstörung sowie Unterdrückung und Tötung von Tieren.
Seit vielen Jahren protestieren verschiedene emanzipatorische Kämpfe gegen diese Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur, beispielsweise in dem Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“. Auch für diesen Spätsommer plant das Bündnis Aktionstage und eine Massenaktion in einem der Hotspots der deutschen Fleischindustrie, dem Oldenburger Land.
Wogegen richtet sich der Protest und wie sehen die Probleme konkret aus, die von den großen Fleischkonzernen mit verursacht werden? In einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe geben Referent*innen Einblicke in die verschiedenen mit den Fleischkonzernen und der gesamten Tierindustrie verbundenen Krisen und diskutieren mit uns über drängende Fragen und kontroverse Standpunkte.
Alle Veranstaltungen finden im Aquarium (Skalitzer Str. 6, U-Bhf Kottbusser Tor) in deutscher Sprache statt und werden auch online übertragen. Die Räume sind barrierearm und mit Rollstuhl zugänglich.
Nach der Schlachthofblockade 2019 wird die Gruppe TearDownTönnies mit Repression und Schadensersatzforderungen des Tönnies-Konzerns überzogen.
Gemeinsam mit dem Verein die tierbefreier*innen e.V. und weiteren Gruppen, organisiert TearDownTönnies nun eine bundesweite Vortragstour. Im Mittelpunkt der Tour stehen die Repressionserfahrungen und wie wir uns als Bewegung mit den Aktivist:innen solidarisch zeigen können. In dem Vortrag werden Aktivistis unter anderem darlegen, wie die Besetzung ablief, wie die Prozesse bisher verliefen, welchen Support TearDownTönnies erfahren hat und was die Repression für die Tierbefreiungs- und Klimagerechtigkeitsbewegung bedeutet.
Los geht‘s am Freitag (15.04.) in Mannheim. Weitere Veranstaltungen sind in Leipzig, Berlin, Augsburg, Frankfurt, Dresden und weiteren Städten geplant.
Unter dem Titel: „Von Tönnies verklagt – Wenn Unternehmen Protest mundtot machen wollen“, erwartet euch folgendes:
Wer sich Ungerechtigkeiten entgegenstellt, wird nicht selten vom Staat mit Strafverfahren konfrontiert. Doch auch Unternehmen wie der Braunkohlekonzern RWE, die aus guten Gründen im Fokus von Aktionen sozialer Bewegungen stehen, versuchen ihre Profite gerichtlich gegen Aktivist:innen abzusichern. In dieser Podcast-Folge gucken wir uns diese Repression durch Unternehmen genauer an. Wir führen ein Doppelinterview mit Anica von Tear Down Tönnies und Joschka von der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Anica berichtet uns, wie der Fleischkonzern Tönnies versucht, Schlachtfabrik-Blockierer:innen mundtot zu machen, und wie diese sich zur Wehr setzen. Joschka erläutert die Bedeutung von solchen „SLAPP“s („strategic lawsuit against public participation“) und erklärt, warum wir diese immer beliebtere Strategie von großen Konzernen im Auge behalten sollten.
Hot Topic im Rahmen der neu aufkommenden Corona-Pandemie im Jahr 2020 waren unter anderem die massenhaften Corona-Ausbrüche in den Schlachthöfen. Plötzlich wusste jeder von den miesen Bedingungen in der Fleischindustrie, die Politik war gezwungen zu handeln. Ergebnis war das im Januar 2021 in Kraft getretene ‚Gesetz zur Verbesserung des Vollzugs im Arbeitsschutz‘, auch Arbeitsschutzkontrollgesetz genannt. Auch wir griffen Mitte 2020 das Thema Arbeitsbedingungen in der Tierindustrie in unserer zweiten Podcast Folge auf und sprachen mit Betroffenen und Unterstützerinnen. In dieser Folge – gut ein Jahr später – fragen wir nach, was sich durch das Gesetz wirklich verändert hat. Wir sprechen mit Guido von der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg und fassen zusammen, welche aktuellen Berichte es von Arbeitenden in der Fleischindustrie gibt. Das Ergebnis ist – leider – ernüchternd.
Die sechste Folge von „Gemeinsam lauschen – Der Podcast gegen die Tierindustrie“, findet ihr auf Spotify und in diversen Podcatchern. Außerdem auf unserer Webseite und auf Funkwhale.
Land- und Forstwirtschaft verursachen ca 24% der weltweiten Treibhausgase (IPCC Report) und liegen damit nur knapp hinter dem Energiesektor. Trotzdem wird Landwirtschaft in der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung kaum verhandelt. Nur wenige Gruppen und Akteur_innen beschäftigen sich mit dieser Thematik und nur selten kommen diese zusammen.
Zeit, dass sich das ändert: Auf unserer Konferenz »Emissionen, Eigentum, Ernährung: Debatten zur klimagerechten Landwirtschaft« vom 19.-21.11 bei Kassel (https://www.gemeinschaft-lebensbogen.de/) wollen wir uns vernetzen und wichtige Diskussionen führen. Ganz unterschiedliche Gruppen und Initiativen werden mit Workshops, Vorträgen oder in Podiumsdiskussionen zur Konferenz beitragen, vom Ackersyndikat bis zur Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, vom Bündnis ‚Gemeinsam gegen die Tierindustrie‘ bis zum Gen-ethischen Netzwerk.
Es sind noch knapp 20 Plätze frei und wir freuen uns ganz besonders über klima- und landwirtschaftspolitisch interessierte Menschen, die selbst in der Landwirtschaft tätig sind bzw. waren oder aber in der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv sind. Inhalt und Debatten Die Konferenz soll aus Vorträgen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen bestehen. Dabei sollen verschiedene Akteur_innen, Gruppen und konträre Positionen sichtbar werden. Es soll um folgende Fragen gehen:
• Wie treibt die Landwirtschaft den Klimawandel an und wo ist Potential für Einsparungen? • Was sind klimagerechte Eigentums- oder Besitzverhältnisse an Land, Wasser, Saatgut und Maschinen? • EU und Staat, Genossenschaften und Kollektive: Welche Institutionen braucht eine klimagerechte Landwirtschaft? • Wie viel Tierhaltung verträgt das Klima und wie könnte eine Landwirtschaft bei stark reduzierten Tierbeständen aussehen? • Haben Technologien der Digitalisierung und Industrialisierung einen Platz in der klimaneutralen und ökologischen Landwirtschaft? • Wie bestimmen Monopole und Konzerne die Landwirtschaft? Wie können wir uns zur Wehr setzen? • Wie sollen Nahrungsmittel in der Zukunft verteilt werden? • Wie kann eine regionale und saisonale Ernährungsproduktion organisiert werden? • Wie kann eine Zusammenarbeit mit konservativen und klima-skeptischen Landwirt_innen gelingen?
Organisatorisches Die Konferenz wird vom 19.-21.11 in der Nähe von Kassel in den Räumen des Lebensbogen stattfinden: www.gemeinschaft-lebensbogen.de/ Es wird Übernachtungsmöglichkeiten und Verpflegung geben. Wir werden außerdem ein Hygienekonzept entwickeln. Wir wollen ca. 50 Teilnehmer_innen Gelegenheit geben, an der Konferenz teilzunehmen
Bitte teilt uns mit, wie viele ihr seid, ob ihr besondere Ansprüche an Räumlichkeiten und Schlafplätze habt, ob es Allergien gibt uns was sonst noch so wichtig sein könnte. Falls ihr keinen Beitrag beisteuern wollt, aber trotzdem schon wisst, dass ihr an der Konferenz teilnehmen werdet, freuen wir uns, wenn ihr euch schon zur Teilnahme anmeldet. Zur Finanzierung der Konferenz sind wir auf Spenden von 30-50€ pro Teilnehmer_in angewiesen (inkl Unterkunft und Verpflegung). Wenn ihr das nicht zahlen könnt meldet euch bei uns. Am Geld soll’s nicht scheitern.
Aufruf zur Solidaritätsdemo für/Tear down Tönnies/ anlässlich Prozess vor dem Landgericht Berlin
Am 23.09.21 rufen das Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie, Animal Climate Action und Tear down Tönnies zu einer Fahrraddemo auf. Anlass ist der Prozess gegen eine Aktivist*in von Tear down Tönnies. Ihr wird vorgeworfen, 2019 den Tönnies-Schlachthof in Kellinghusen blockiert und für mehrere Stunden lahmgelegt zu haben.
Der Skandalkonzern Tönnies verklagt nun vor mehreren Gerichten in Deutschland Aktivist*innen auf Schadensersatz in Höhe von 17.000€ und dem Unterlassen weiterer Proteste!
Wenn Konzerne wie Tönnies versuchen, Kritik und Proteste durch Klagewellen und Unterlassungsforderungen mundtot zu machen, müssen wir um so lauter werden! Zeigen wir der Fleischindustrie, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und stehen wir gemeinsam gegen Repression.
Tierindustrie abschaffen – Tönnies enteignen!
Für eine sozialgerechte, ökologische und pflanzenbasierte Agrarwende!
23.09.21, 17:30 Uhr, Auftakt Kundgebung vor dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Wilhelmstr. 54, Berlin. Dann Fahrraddemonstration zur Anwaltskanzlei Eversheeds and Sutherland, Kurfüstendamm 22, Abschlusskundgebung ca. 19 Uhr
23.09.2021: Tearn Down Tönnies – Resistance is not a crima
Trial against activist at Berlin court – Demonstration in solidarity with Tear down Tönnies
On 23.09.21 Gemeinsam gegen die Tierindustrie, Animal Climate Action and Tear down Tönnies are organizing a bicycle demonstration. A TDT activist is on trial in Berlin because of a slaughterhouse blockade in 2019.
Tönnies is suing several activists all over Germany for 17.000€ compensation and for refraining from further protests.
We need to take action and maker ourselves heard when companies like Tönnies try to silence our protest. Let’s stand together against the oppression of the meat industry.
Abolish the animal industry – expropriate Tönnies
For a just, organic and plant based agriculture shift!
23.09.21, 17:30, Start at the agriculture ministy, Wilhelmstr. 54, Berlin. Bike demonstration to the offices of Tönnies lawers Eversheeds and Sutherland, Kurfüstendamm 22. We finish around 19:00
Am 25. Januar 2021 machten sich Landwirt_innen aus ganz Deutschland in ihren Traktoren auf den Weg nach Berlin, um gegen niedrige Preise im Lebensmitteleinzelhandel und diverse Umwelt- und Naturschutzauflagen zu protestieren. Es gab Mahnwachen, Treffen mit Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Traktorkorsos durch die Stadt. Was ursprünglich für eine Woche geplant war, lief bis weit in den Frühling hinein. Diese Protestwochen gingen von einer Bewegung aus, die unter dem Schlagwort “Bauernproteste“ zusammen gefasst wird. Sie will auf die schwierige ökonomische Situation der Landwirt_innen aufmerksam machen. Dies erscheint als ein legitimes Anliegen. Doch es lohnt sich, genau hin zuschauen, denn rechte, rechts-offene sowie verschwörungsideologische Tendenzen werden in der jungen Bewegung immer stärker.
Darüber hinaus richten sich die Proteste aber auch gegen vermeintlich zu strenge Auflagen in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Insbesondere das neue Düngemittel- und das Insektenschutzgesetz stoßen auf Widerstand.
Seit Corona kamen für die Landwirtschaft weitere Probleme hinzu wie etwa fehlende Saisonarbeiter_innen oder die Schließung von Schlachtfabriken. Viele Landwirt_innen sehen sich also einem enormen ökonomischen, aber auch gesellschaftlichem Druck ausgesetzt.
Traditionell wird die konventionelle deutsche Landwirtschaft durch CDU/ CSU und den DBV (Deutscher Bauernverband) vertreten. Beiden wird jedoch eine wachsende Distanz zur Basis vorgeworfen. Ende 2019 gründete sich die Gruppe „Land schafft Verbindung“ (LSV), welche eine Gegenposition zum DBV einnimmt. Sie rief im Januar 2020 zu einer ersten großen Traktor-Demonstration in Berlin auf. Seit dem hat sich eine Protestbewegung formiert, die sich während der Coronapandemie zunehmend radikalisiert hat.
Nähe zu Verschwörungsideologien und Corona-Leugner_innen
Das gesellschaftliche Interesse an Themen wie Klimawandel, Tierrechten oder Artensterben hat in den letzten Jahren enorm zugenommen und geht oft mit Kritik an der industriellen Landwirtschaft einher. Vielen Landwirt_innen empfinden dies als ungerechtfertigte Schuldzuweisung. Typisch für die Bauernproteste ist deswegen eine starke Ablehnung von Klima- und Umweltschutz, die oft mit einer feindlichen Haltung gegenüber NGOs, Presse und Wissenschaft einhergeht. Dies erweist sich momentan als ein fruchtbarer Nährboden für Verschwörungsideologien.
Beispielsweise gibt es große Sympathien zwischen den Bauernprotesten und der klimawandelsekeptischen Gruppe Fridays for Hubraum (FfH). FfH ist eine Facebookgruppe, die sich als Gegenprotest zu Fridays for Future gründete. Sie erfuhr insbesondere von der AfD viel Unterstützung und musste im Herbst 2019 für eine Weile geschlossen werden, nachdem rechtsradikale Botschaften und Morddrohung Überhand nahmen. Landwirt_innen zeigen sich auf den Aktionen gerne mit FfH Logo. Der LSV nahestehende Textildruck Grommes bietet sowohl LSV, als auch FfH-Merch an. Und auch FfH teilt auf Facebook und Telegram regelmäßig Artikel und Videos der Bauernproteste.
Aber nicht nur Klimawendelskeptiker_innen haben einen Platz in den Reihen der Bewegung. Insbesondere in den Telegramgruppen rund um LSV und die Bauernproteste (beispielsweise „LSV- Niedersachsen“, “Aktuelle Berichte, Termine und Treffpunkte zu den Bauernprotesten“, „Landvolk schafft Verbindung“ und „Freie Bauen Deutschland“) wimmelt es von Querdenken-Positionen und andere Verschwörungsideologien. Nahezu völlig unkommentiert von allen gemäßigten Abonnent_innen werden wissenschaftsfeindliche oder rechtsradikale Inhalte aus Verschwörungs-Gruppen wie „ThanQ Q 2Q21“ (Q-Anon), „Yellow Roses“, „Digital Soldiers Germany“ oder „Arminius Erben“ geteilt. Ebenso diverse Abbildungen, die Corona als Lüge oder Verschwörung darstellen. Besonders unverhohlen rechts sind die Inhalte der Gruppen „Landvolk schafft Verbindung“ und „Freie Bauen Deutschland“.
Aber auch auf öffentlicheren Kanälen mangelt es an Abgrenzung von Verschwörungsideologien. Erst im Januar teilte LSV auf Facebook ein Video auf dem Landwirt_innen auf einer Querdenken-Demo in Berlin mit „Stopp Corona Lüge“ Ballon zu sehen sind. Im gleichen Video wird auf einem Schild das Insektensterben mit dem Ausbau des 5G-Netzes in Zusammenhang gebracht.
Besonders deutlich zeigte sich die Nähe zur Querdenken-Szene während der Landwirtschaftsproteste Anfang des Jahres in Berlin. Querdenker_innen mobilisierten breite Unterstützung in Form von Essens- und Sachspenden und beteiligten sich Rege am Protest. Der populäre Querdenken-YouTube-Kanal „Anni und Martin“ begleitete die Proteste wochenlang und diverse Landwirt_innen inklusive offizieller Sprecher_innen ließen sich gutwillig von diesen interviewen und teilten die Videos später über die eigenen Kanäle. Abgrenzungen gab es von vereinzeltenRedner_innen, doch zu einem klaren Ausschluss oder einer öffentlichen Distanzierung, beispielsweise durch LSV, kam es nie. In den Kommentaren der diversen Gruppen zeigt sich deutlich, dass dies auch nicht von allen Landwirt_innen gewünscht ist.
In der Telegramgruppe „LSV Niedersachsen“ wird sich mehrfach positiv auf die AfD bezogen und Inhalte von Stephan Protschka kritiklos geteilt. Dort fallen Äußerungen wie „Die AfD ist in meinen Augen die einzige Partei die glaubhaft für mehr nationale Selbstbestimmung und weniger Weisungsbindung aus Brüssel steht.“ oder „Ich sehe ganz genau, wer gerade Politik für uns macht 😉 Protschka zählt dazu“. Als ein Nutzer sich im Juni 2020 schockiert über die AfD-freundlichen Kommentare zeigte wurde er von diversen Mitgliedern der Gruppe nieder geredet und als „Gesinnungsgestapo“ beschimpft. Die Antifa wurde als Terrorgruppierung bezeichnet, die es mit einem Traktor zu überfahren gilt. Der Nutzer erhielt keinerlei Rückhalt aus der Gruppe und verließ diese am Ende des Tages.
Die Landvolk-Bewegung war eine Vereinigung von protestierenden, norddeutschen Bauern & Bäuerinnen während der späten 1920er Jahre. Diese litten unter der Wirtschaftskrise und dem sich nach Europa öffnendem Markt. Ab 1929 übte die Bewegung zahlreiche Bombenanschläge auf Gemeindevorsteher, Regierungs- oder Amtsgebäude. Margarethe Hamkens, die Witwe des Landvolk-Anführers Wilhelm Hamkens, berichtet in der Dokumentation „Stumpfe Sense – Scharfer Stahl“, dass sie sich dabei von den Bombenanschlägen des Ku-Klux-Klans inspirieren ließen. Diesem hatten einige Landvolk-Aktivisten während ihrer Zeit in den USA nahe gestanden hatten. Das Symbol der Bewegung war ein weißer Pflug und ein rotes Schwert auf schwarzem Grund. Es ist mittlerweile ein ständiger Begleiter der heutigen Proteste und wirdauf Flaggen, Mützen und Masken präsentiert. Im Juni 2020 stellten Landwirt*innen es sogar mit Traktoren für ein Luftbild nach. Auch bei den Protesten in Berlin war das Symbol wieder massenhaft vertreten.
Der völkische und antisemitische Charakter und der direkte Beitrag der Bewegung zum hohen Wahlergebnis der NSDAP in Schleswig-Holstein ist nicht zu übersehen. Für die Verwendung des Landvolk-Symbols hagelte es deswegen im letzten Jahr Kritik von Presse, DBV und Politik. Während sich Teile von LSV vom Symbol distanzierten, verteidigten diverse aktive Landwirt_innen es vehement als ein Symbol des Widerstands, das zu unrecht in die „rechte Ecke“ gestellt wird.
Fazit
Bei den Bauernprotesten handelt es sich um eine sehr heterogene Bewegung, in der durchaus unterschiedliche Positionierungen zu finden sind. Jedoch scheinen die Landwirt_innen, die sich kritisch zu Querdenken, AFD und Landvolksymbol positionieren in der Minderheit oder zumindest extrem zurückhaltend zu sein. Ihnen gegenüber steht eine sehr aktive Gruppe von Aktivist_innen, die sich nicht scheuen, völkische Symbole zu verwenden und Bündnisse mit der AfD und andere rechten oder verschwörungsideologischen Strömungen einzugehen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass es aus diesen Milieus ein breites Unterstützungsangebot gibt. Linke Bewegungen beschäftigen sich hingegen fast gar nicht mit den Protesten. Dies überrascht nicht, denn das Thema Landwirtschaft und Ernährung wurde in der Linken lange eher stiefmütterlich und als Problematik individueller Konsumentscheidungen behandelt. Die Agrarindustrie ist jedoch eine gewaltige Industrie, die die Klimakrise anheizt, neokoloniale Praktiken fortsetzt, Landarbeiter_innen und Nutztiere ausbeutet und nicht zuletzt kleinen landwirtschaftlichen Betrieben die Lebensgrundlage entzieht. Die Linke sollte nicht rechten Bewegungen das Feld überlassen, sondern eigene Positionen entwickeln: Für eine solidarische und klimagerechte Landwirtschaft, die ökologische Krisen, globale Perspektiven und die Situation der Nutztiere mitdenkt.
Auch wir haben den Aufruf des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ unterzeichnet. Wir freuen uns auf das Camp und die Massenaktion – und hoffen ihr seid mit am Start!
PHW ade!: Aktionscamp und Massenaktion des zivilen Ungehorsams des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ im Juli 2021
Der Klimawandel schreitet rasend schnell voran, der Amazonas-Regenwald brennt unaufhörlich und immer mehr Ökosysteme brechen zusammen. Ein wichtiger Grund: Die Tierindustrie.
Um Futtermittel zu erzeugen, werden Wälder vernichtet und gigantische Flächen mit industriellen Monokulturen bewirtschaftet. Gülle und Mist verunreinigen Grund- und Oberflächenwasser. Zugleich müssen Arbeiter*innen in den Ställen, Schlacht- und Zerlegebetrieben unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften. Empfindsame Tiere zählen dabei nur als Waren. Sie leiden extrem. In vielen Teilen der Welt verteuert die Tierindustrie Grundnahrungsmittel und den Zugang zu Land und sorgt so für Hunger. Auch die Corona-Krise hat ihre Ursachen u.a. in der Zerstörung unserer natürlichen Grundlagen – nicht zuletzt verantwortet von der Tierindustrie!
Inmitten der ökologischen Krise verzeichnen Agrar- und Fleischkonzerne Rekordumsätze auf Kosten von Menschen, Tieren und unser aller Zukunft. Das ist ein Skandal!
Zwischen dem 12. und 17. Juli 2021 werden wir in einer Massenaktion zivilen Ungehorsams die Betriebe des größten deutschen Geflügelzüchters in Rechterfeld (Niedersachsen) lahmlegen. Die PHW-Gruppe, bekannt durch die Marken Wiesenhof und Bruzzzler, ist einer der wichtigsten Akteure der deutschen Tierindustrie.
Ein Aktionscamp in der Nähe der Betriebe wird außerdem ein Ort des Protests, der Vernetzung und der Weiterbildung im Kampf gegen die Tierindustrie sein.
Hinter Aktion und Camp steht ein großes Bündnis aus unterschiedlichen Bewegungen. Denn es ist höchste Zeit, sich zusammenzuschließen und eine gemeinsame Schlagkraft zu entwickeln, um eine grundlegende Agrarwende herbeizuführen – kreativ, vielfältig und entschlossen. Gemeinsam stoppen wir PHW!
Mit unserer Aktion fordern wir:
Abschaffung der Tierindustrie! Schließung aller Anlagen!
Wir fordern die Enteignung von PHW und die Umstellung der Anlagen in ökologisch verträgliche und solidarische Pflanzenproduktionsstätten unter der Selbstverwaltung der Arbeiter*innen. Im Zuge einer umfassenden Agrarwende muss die Tierindustrie als Ganze abgeschafft und durch eine Landwirtschaft ersetzt werden, die nicht auf Kosten anderer fühlender Individuen erfolgt und nicht am Gewinn orientiert ist.
Lasst uns zusammen widerständig sein gegen Klima-Ungerechtigkeit und solidarisch stehen mit allen, die von der Klimakrise betroffen sind. Lasst uns gemeinsam die Ausbeutung von Arbeiter*innen und die Gewalt gegen Tiere beenden. Für die Überwindung des kapitalistischen Systems!
PHW ADE! FÜR EINE SOLIDARISCHE UND ÖKOLOGISCHE AGRARWENDE
SYSTEM CHANGE NOT CLIMATE CHANGE!
Auf dem Camp wird es Vorträge, Workshops und Diskussionen geben.
28.06, 19 Uhr Im Hinterhof der Regenbogenfabrik, Lausitzer Straße 22
Die Tierindustrie macht trotz Klimakrise und Pandemie Rekordumsätze. Dabei werden der Regenwald und andere Ökosysteme zerstört, Arbeiter_innen ausgebeutet und das Klima weiter angeheizt. Zeit etwas dagegen zu tun!
Wir geben einen Input zu den ökonomischen Dimensionen der Tierindustrie und ihrem Beitrag zum Klimawandel und anderen Krisen. Anschließend informieren wir zum Aktionscamp und zur Massenaktion gegen PHW, Deutschlands größtem Geflügelproduzenten, vom 12.-17.07 in Niedersachsen. Es gibt die Möglichkeit gemeinsam kühle Getränke zu trinken, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Die Veranstaltung findet im Freien statt. Bitte bringt Masken mit und macht nach Möglichkeit vorher einen Corona-Schnelltest.
Die vierte Folge „Gemeinsam lauschen – Der Podcast gegen die Tierindustrie“ ist raus.
Der Amazonas ist bedroht, das ist nichts Neues. Doch auch andere Ökosysteme werden durch die Agrarindustrie zerstört. Wir haben die Aktivistin Valéria Santos interviewt, die sich für den Cerrado, eine riesige Savannenregion in Brasilien, einsetzt. Sie berichtet von Vetreibungen und Morden, von toxischen Monokulturen und von neokolonialen Beziehungen zwischen Lateinamerika und Europa. Der Sojaanbau für die europäische Tierindustrie spielt dabei eine zentrale Rolle.