Animal Climate Action

Aufruf

Futtermittelimporte stoppen! Tierfabriken dichtmachen! Klimagerechtigkeit erkämpfen!

13. Oktober 2017: Podiumsdiskussion in Berlin

20 Uhr, Café Fincan, Altenbraker Str. 26, Neukölln

14. Oktober 2017: Demonstration in Fürstenwalde

Treffpunkt 11:30 Uhr, Am Markt, Fürstenwalde

Die Herstellung von Futtermitteln und deren Verfütterung in der Tierproduktion trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Eine zentrale Rolle im Futtermittelhandel in Deutschland nimmt dabei der Konzern Agravis ein. Das Agravis-Werk in Fürstenwalde stellt eine Drehscheibe für den überregionalen Handel dar, mit eigenem Hafen sowie Gleisanschluss und Be- und Entladestationen für Lastwagen. Aktuell strebt Agravis eine Erweiterung der Anlage an, um die Kapazitäten noch weiter auszubauen. Mit einer Demonstation in Fürstenwalde machen wir auf die Problematiken von Futtermitteln aufmerksam. Wir fordern einen Stopp von Futtermittelimporten!

Futtermittel und Tierproduktion

Die globale Landwirtschaft ist für ein Fünftel bis ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zusätzlich hat die Landwirtschaft auch vielfältige Auswirkungen auf weitere planetare Grenzen wie z. B. die Landnutzung, die Biodiversität und den Stickstoffkreislauf. Diese Auswirkungen führen auch dazu, dass der Klimawandel dramatischer ausfällt und seine Folgen schwerer abzufedern sind.

Einen großen Anteil an diesen Folgen der Landwirtschaft hat die Tierproduktion – und dabei spielt die damit verbundene Futtermittelherstellung eine der Hauptrollen. Im Vergleich dazu trägt die Tierproduktion nur einen vergleichsweise kleinen Teil zur Welternährung bei und kommt vorwiegend der wohlhabenderen Weltbevölkerung zugute. Erkauft wird die Produktion mit der Verwüstung ganzer Landstriche, der immer weitgehenderen Erzeugung multiresistenter Krankheitserreger, extrem ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auch im industrialisierten Norden und nicht zuletzt durch Ausbeutung nichtmenschlicher fühlender Lebewesen: zig Milliarden Landtiere und Billionen Wassertiere fallen jährlich der Tierproduktion zum Opfer.

Futtermittel als Teil des Problems

Futtermittel stellen eine zentrale Ursache dieser Probleme dar. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Weidehaltung zunehmend durch intensive Tierhaltung ersetzt. Es entstanden viele Großbetriebe, die eine große Anzahl an Tieren auf geringem Raum konzentrieren. In der Regel sind dort keine ausreichenden landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Erzeugung der dafür benötigten Futtermittel vorhanden, daher wird auch von „landloser Tierproduktion“ gesprochen.

Verschwendung aufgrund von Verfütterung

Für die Produktion von Futtermitteln werden Ressourcen wie Land und Wasser verbraucht, die anstelle des Einsatzes im Rahmen der Tierproduktion direkt für die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel verwendet werden könnten. Vor diesem Hintergrund stellt Tierproduktion eine verschwenderische Nahrungsmittelproduktion dar.
Für die Produktion einer tierischen Kalorie werden je nach Tierspezies und Haltungsbedingungen ca. 1,5 bis 21 pflanzliche Kalorien benötigt. Der Land- und Ressourcenverbrauch lässt sich daher bei direkter Produktion pflanzlicher Lebensmittel drastisch verringern. Des Weiteren entstehen fast die Hälfte der Treibhaushasemissionen der Tierproduktion bei der Herstellung von Futtermitteln. Dieser Anteil kann durch eine Umstellung auf pflanzliche Lebensmittelproduktion umfassend reduziert werden, während die direkten Emissionen der Tierhaltung entfallen könnten.

Auch hinsichtlich des Wasserverbrauchs stellen Futtermittel eine krasse Verschwendung dar. Für die Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch werden vor allem für Futtermittel durchschnittlich 16.500 Liter Wasser, für ein Kilogramm Schweinefleisch oder Käse 5.000 Liter verbraucht. Im Vergleich entfallen zum Beispiel auf ein Kilogramm Sojabohnen rund 2500 Liter Wasser und auf ein Kilogramm Kartoffeln 130 Liter.

Futtermittelimporte

Im Zuge der Globalisierung werden auch Futtermittel über immer weitere Strecken und in größeren Mengen gehandelt. Ein Großteil des in Europa verfütterten eiweißreichen Futtermittels stammt gegenwärtig aus Lateinamerika. Dort sind eine Vielzahl von Problemen mit der Produktion verbunden. Für die stetige Erweiterung der Anbauflächen werden oft große Flächen Regenwald gerodet – mit langfristigen negativen Folgen für das Klima, die Biodiversität und die Landschaft. Gleichzeitig werden die Futtermittel oft in Monokulturen und unter zum Teil massivem Einsatz genmanipulierter Saaten und von Pestiziden angebaut. Viele vormals relativ nachhaltig wirtschaftende Kleinbäuer*innen werden durch die aggressive Expansion der Produzenten ihrer Lebensgrundlage beraubt, und die Arbeiter*innen beim Futtermittelanbau leiden in vielen Fällen unter prekären Bedingungen.

Des Weiteren entsteht dort, wo die importierten Futtermittel verfüttert werden, oft ein Überschuss an nährstoffreicher Gülle, was in einigen Gebieten zu einem übermäßigem Nährstoffeintrag (Eutrophierung) führt. In Folge dessen kommt es zu negativen Auswirkungen für die Biodiversität, die CO2-Aufnahmefähigkeit von Gewässern und auch für die menschliche Trinkwasserversorgung.

Fischmehl

Fischmehl, das heißt getrocknete und gemahlene Teile von Fischen, stellt eine weitere Form von Futtermittel dar, welches überwiegend in der Aquakultur sowie in der Schweine- und Hühnermast als Beimischung verwendet wird. Verklärend wird vonseiten der produzierenden Unternehmen oft behauptet, dass Fischmehl lediglich aus Beifang hergestellt werde. Doch gerade in den letzten Jahrzehnten hat sich die Fischmehlproduktion zu einem neuen Zweig der Hochseefischerei entwickelt, so dass bestimmte Fischarten ausschließlich für die Produktion von Fischmehl gefangen werden. Die Produktion von Fischmehl ist damit eine zentrale Ursache für die Ausrottung einzelner Fischarten und die Überfischung einiger Meeresgegenden.

Ähnlich wie beim Import von Soja sind auch die Hauptlieferanten von Fischmehl lateinamerikanische Länder. Die Verarbeitung von Fischmehl hat dort katastrophale Folgen für Menschen und Umwelt. So wird regelmäßig publik, dass mit Chemikalien versetzte Abfälle aus Fischmehlfabriken ungefiltert ins Meer geleitet werden. Zusätzlich leiden Anwohner*innen an Haut- und Atemwegserkrankungen, da der bei der Verarbeitung entstehende Fischmehlstaub in den Fabriken verbrannt wird.

Fr. 13. & Sa. 14.10.2017: Podiumsdiskussion in Berlin und Demonstration in Fürstenwalde

Zunächst wollen wir am Freitagabend in Berlin im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum

Thema Tierproduktion und Futtermittelimporte mit Akteuren aus verschiedenen Gruppen ins Gespräch kommen.

Anschließend wollen wir am Samstag die globalen Auswirkungen des Futtermittelhandels an einem lokalen Akteur verdeutlichen: dem Konzern Agravis mit seinem Futtermittelwerk in Fürstenwalde. Gegenwärtig plant Agravis eine Erweiterung des Werks – die Kapazität soll auf 405.606 Tonnen Mischfutter pro Jahr steigen. Nach einer Kundgebung und Infoständen fordern wir mit einer Demonstration vom Stadtkern zum Futtermittelwerk den Stopp von Futtermittelimporten!

Futtermittelimporte stoppen! Tierfabriken dichtmachen! Klimgerechtigkeit erkämpfen!

Globale Klimagerechtigkeit setzt das Ende der Tierproduktion voraus – Klimawiderstand durch Aktionen gegen Tierproduktion! Kommt zur Podiumsdiskussion nach Berlin und zur Demonstration nach Fürstenwalde!

Animal Climate Action, 5.09.2017