Die Demo „Tierproduktion stoppen! Klima retten!“ am 12.11.2016 in Hannover wurde von über 30 Gruppen unterstützt, darunter auch dem Biologisch-Veganen Netzwerk für Landwirtschaft und Gartenbau. Daniel Mettke, der beim Bund für Vegane Lebensweise das Netzwerk koordiniert, konnte leider persönlich nicht dabei sein, hat uns aber ein Grußwort geschickt, das wir auf der Demo verlesen haben und außerdem hier veröffentlichen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
als Koordinator des Kreises Umwelt und des Bio-Veganen Netzwerks im Bund für Vegane Lebensweise möchte ich Euch sagen: eine andere, bio-vegane Landwirtschaft ist nötig und möglich.
Wie Ihr gestern vielleicht in den Nachrichten gehört habt, fährt die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nun doch mit einem deutschen Klimaschutzplan zum Klimagipfel nach Marrakesch. Aber fast kann man mit ihr Mitleid haben, denn von der ursprünglichen, ambitionierten Verbindlichkeit des Plans bezüglich der Ziele, die die Bundesrepublik anpeilen muss, um faktisch klimaneutral zu werden, war nach dem Veto von Kanzlerin und Wirtschaftsminister Gabriel offenbar so gut wie nichts mehr übrig.
Der Plan sah u.a. vor, bis 2050 im Bereich der Landwirtschaft die Klimaemissionen um gut die Hälfte zu reduzieren. Aber Bundeslandwirtschaftminister Christian Schmidt setzte sich offenbar durch. Er hat in das gleiche Horn gestoßen, wie es die Landwirtschaftslobby in der Bewertung des Klimaschutzplans getan hat: die Landwirtschaft übernähme die Ernährung der Bevölkerung und das kriege man eben nicht mit Nullemissionen hin. Man könne die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen hier und da zwar optimieren, im Moorschutz ein bisschen was machen, die forstwirtschaftliche Waldstrategie etwas überarbeiten, aber ansonsten sei das alles schon im Großen und Ganzen im Lot, immerhin habe man in der Vergangenheit schon kräftig eingespart.
Es ist aber Tatsache, dass etwa die Hälfte der Emissionen der deutschen Landwirtschaft aus der Tierhaltung stammen, dass schon seit Jahren jeder neu eingerichtete deutsche Schweine-Mastplatz rechnerisch für die Exportproduktion gedacht ist. Angesichts der Nachricht, dass die EU-Kommission die Bundesregierung gerade wegen Nitratbelastungen auf den Äckern und im Grundwasser verklagt hat und angesichts der globalen Mammut-Herausforderung den Klimawandel zu begrenzen , mag man nur laut ausrufen: „In welcher Traumwelt lebt die deutsche Landwirtschaft denn eigentlich?“.
Bis zu dieser Stelle konnte man den Irrsinn der deutschen landwirtschaftlichen Tierhaltung aufzeigen, ohne nur einmal das zutiefst problematische Mensch-Tier-Verhältnis zu erwähnen, deren Eisbergspitze in der fortwährenden und systematischen Verletzung geringster Tierschutzanforderungen zu erkennen ist. Das gequälte, getötete Tier gehört zwangsläufig zur deutschen Landwirtschaft wie Treckerreifen und Sämaschine, wenigstens in den Augen derjenigen, die die EuroTier besuchen und betreiben. Darauf möchten sie auch angesichts des Klimawandels weiterhin bestehen.
Dabei wissen wir: rund ein Drittel der globalen Emissionen sind der Ernährung zuzurechnen. Studien belegen, dass wir mit einer pflanzlich geprägten Ernährungsweise, davon rund 50% einsparen können, d.h. allein darüber, was wir täglich an Essen zu uns nehmen, einen erheblichen Beitrag zu einem schmalen Klima-Fußabdruck leisten können. Und vor dem Hintergrund, dass mindestens 30% der globalen Ackerflächen und fast 80% aller landwirtschaftlich genutzten Flächen durch die Tierhaltung genutzt werden, diese aber nur ein knappes Fünftel aller Ernährungs-Kalorien aus der Landwirtschaft liefert, können wir den irrsinnigen Verbrauch von Ressourcen durch die landwirtschaftliche Tierhaltung erahnen und hier für die breite Masse Handlungsbereitschaft erzeugen und Alternativen anbieten.
Um den notwendigen, für Viele vielleicht radikalen Wandel zu vollziehen, bedarf es aber grundsätzlich anderer Denkmuster in der Landwirtschaft. Wenn die Reduzierung des Fleischkonsums klimastrategisch eine Option ist, dann benötigen wir auch einen Pflanzenbau, der erheblich stärker oder ganz ohne ohne Tierhaltung auskommt, der aber gleichzeitig Biodiversitätserhalt leistet, fossile Ressourcen einspart und die Ernährungssicherheit gewährleisten kann.
Viehlose Ökobetriebe zeigen seit Jahren, dass dies heute schon sogar ohne veganen Hintergrund praktikabel ist. Und bio-vegane Betriebe zeigen auf, dass die vollständige Entkoppelung von Abhängigkeiten des Pflanzenbaus von der Tierhaltung umsetzbar ist. Vor allen Dingen zeigen solche Betriebe aber im Bestfall, dass entgegen der landläufigen Meinung auch Veganer*innen Ahnung von Landwirtschaft haben und sich auch nicht scheuen, die Hände dreckig zu machen, z.B. in Form von bio-veganer solidarischer Landwirtschaft.
Mit der Einführung der biozyklisch-veganen Richtlinien und den ersten frischen Produkten, die ab 2017 in deutschen Supermärkten zu bekommen sein werden, werden wir zudem aufzeigen können, dass veganer Bio-Anbau auch massenkompatibel ist.
Angesichts also einer unverbindlichen Abschichtserklärung, die Barbara Hendricks zur COP22-Klimakonferenz mitnimmt, können wir ihr hinterherrufen: „Für das ausgebeutete, missachtete Tier und gegen den Klimawandel: wir machen den Ausstieg aus der Tierhaltung!“
Dankeschön!