Animal Climate Action

Podiumsdiskussion: Futtermittelimporte stoppen! Tierfabriken dichtmachen! Klimagerechtigkeit erkämpfen!

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Als Auftaktveranstaltung für unser Aktionswochenende luden wir zu einer Podiumsdiskussion am 13.10.17 in Berlin-Neukölln ein. Mit der Veranstaltung wollten wir mit verschiedenen Aktuer*innen ins Gespräch kommen, um das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Insbesondere wollten wir Chancen und Hürden möglicher Bündnisse ausloten und Ideen entwickeln, wie gemeinsame Aktionen aussehen könnten.

Das Podium des Abends setzte sich zusammen aus fünf Aktivist*innen:
– Tina Lutz, Referentin für Tropenwald bei Robin Wood
– Tobias Reichert, bei Germanwatch tätig zu den Themen Agrarpolitik und Welthandel
– Jens-Martin Rode, von der Kampagne „Stoppt den Megastall!“ des Aktionsbündnisses Agrarwende Berlin-Brandenburg
– Friederike Schmitz, als Vertreterin von der Tierrechtsgruppe Tierfabriken-Widerstand
– Georg Kobiela, wissenschaftlicher Unterstützer bei AniCA
Moderiert wurde die Diskussion von AniCA. Einige Stimmen, die wir uns für das Podium sehr gewünscht hätten, hatten zu dem angesetzten Termin keine Zeit – so z. B. Vertreter*innen kleinbäuerlicher Initiativen

In den gemütlichen Veranstaltungsraum des Cafés kamen etwa 30 Besucher*innen. Zunächst berichteten die Diskutant*innen davon, wie die Themen Futtermittelimporte sowie Tierproduktion und deren Auswirkungen auf das Klima in ihrer Arbeit eine Rolle spielen.

Georg von AniCA verdeutlichte, welche großen Auswirkungen die Tierproduktion auf das Klima hat: dass Tierproduktion einen signifikanten Anteil am menschengemachten Klimawandel hat, nicht nur wegen des direkten Treibhausgasausstoßes, sondern sehr wesentlich auch durch die Schädigung anderer Planetare Grenzen und den damit verbundenen Verlust von Treibhausgassenken und systemischer Widerstandsfähigkeit; und dass Landnutzungsänderungen u. a. für den Anbau von Futtermitteln und für Weiden etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Emissionen ausmachen. Vor diesem Hintergrund berichtete Tobias von German Watch darüber, dass die Tierproduktion noch kaum die Rolle in der globalen Klimapolitik spielt, die ihr eigentlich zukommen müsste.

Jens-Martin schilderte seine Erfahrungen mit direktem Kontakt mit Bürger*innen an Orten, an denen neue Massentierhaltungsanlagen geplant sind. Er führte aus, dass Menschen mit Aktionen an ihrem bisherigen Standpunkt abgeholt werden müssen, und dass in seiner Arbeit damit durchaus Erfolge möglich sind. Auch Tina von Robin Wood ging ein auf die Schwierigkeit, dass auf der einen Seite ein dringender und umfänglicher Handlungsbedarf besteht, auf der anderen Seite aber die Frage der Anschlussfähigkeit immer mit gedacht werden muss.

Demgegenüber stellte Friederike von Tierfabriken-Widerstand dar, wie wichtig es ist, auch weitreichende Forderungen stellen zu können, ohne die Anschlussfähigkeit an andere Akteure zu verlieren. So muss die Forderung nach einer kompletten Abschaffung der Tierproduktion angebracht sein, auch wenn klar ist, dass ein langer Weg dahin führt. Es ist schade, wenn aus vermeintlichem Realismus teilweise sehr schwache Forderungen gestellt werden, die einen wirklichen Fortschritt zum Teil sogar gefährden können.

In die Selbe Richtung ging eine Stellungnahme aus dem Publikum gegen Ende der Veranstaltung: eine Aktivistin, die sich selbst im Braunkohlewiderstand verortet, schilderte die von der ganzen Bewegung getragene, selbstverständliche Forderungen nach einem vollständigen Ausstieg aus der Kohlekraft. Sie stellte die offene Frage in den Raum, warum ähnlich weitreichende Forderungen in Bezug auf die Tierproduktion einem allgemeinen Tabu zu unterliegen scheinen.

Ein weiterer Punkt, der in mehreren Beiträgen aus dem Publikum heraus eingebracht wurde, waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Zwänge, denen insbesondere mittelständische Bäuer*innen unterliegen. Von dort aus wurde der Bogen geschlagen zur Diskussion um eine Neuausrichtung der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung als Vorbedingung für Klimaschutz und Abkehr von der Tierproduktion.

Abschließend zeigte die Diskussion, dass die Relevanz der Tierproduktion und von Futtermittelimporten auf das Klima zwar bereits bei vielen Akteur*innen der Bewegung angekommen ist und auch schon gemeinsame Aktionen stattfanden, unterschiedliche Stand- und Schwerpunkte jedoch eine weitergehende kontinuierliche gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema erfordern.

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