Animal Climate Action

3 Kommentare

  1. FAO:

    Was in der FAO-Broschüre stattdessen zu finden ist, sollte uns jedoch aufhorchen lassen:

    Insects as animal feed

    Recent high demand and consequent high prices for fishmeal/soy, together with increasing aquacultural production, is pushing new research into the development of insect protein for aquaculture and poultry. Insect-based feed products could have a similar market to fishmeal and soy, which are presently the major components used in feed formulae for aquaculture and livestock. Available evidence suggests that insect-based feeds are comparable with fishmeal and soy-based feed formulae. Live and dead insects already have established niche markets, mainly as feed given to pets and at zoos. (Seite 98)

    Im Klartext: Aus Pflanzen werden an Insekten verfüttert und dann Insekten an Säugetiere. Kaum vorstellbar, dass das dann noch gut für das Klima ist…

  2. Kompliziertes Thema, die Perspektive auf Insekten.
    Dies umfasst mehrere Aspekte.

    Ich sehe die Produktion von Insekten als Nahrungsquelle zwiespältig, würde eine Umstellung fort von z.B. Ei- und Milchprodukten auf dergleichen als positiv sehen. Dies könnte sicherlich auch helfen einige Dilemmata zu lösen, z.B. die Ernährung von Karnivoren wie etwa Hauskatzen, aber auch eine Lösung sein für immer wieder von verschiedenen Leuten geäußerte Ernährungsbedenken. Es stimmt schon, nicht jedermensch ist konstitutionsseitig in der Lage, sich vollständig vegan zu ernähren. Ich habe selbst solch einen Fall in der Verwandtschaft, bei dem tierische Nahrung gesundheitsbedingt notwendig ist.

    Philosophisch scheinen mir Insekten eine Art Zwischenstellung einzunehmen zwischen den Wirbeltieren (und einigen weiteren, wie z.B. Tintenfischen oder Hummern) auf der einen Seite, und sehr simplen Vielzellern wie z.B. Nesseltieren (Quallen, Korallen, …) und Bodenorganismen, aber auch nicht-tierischen Lebewesen wie Pflanzen, Pilzen, Archäen, Schleimpilzen, Bakterien auf der anderen Seite. Eine gewisse kognitive Kapazität ist vorhanden, jedoch ist unklar was diese umfasst, welche Aspekte hiervon bei Individuen, welche im Schwarm angelegt sind, und inwiefern von einer Leidensfähigkeit gesprochen werden kann. Jedenfalls erscheint es mir schwierig, hier ein starkes tierethisches Argument gegen jegliche Art von Insektenproduktion anzuführen.

    Hinsichtlich der Leidensfähigkeit kann ich mir durchaus vorstellen, dass es möglich ist, Insekten auf vertretbare Art zu produzieren. Dies ist möglich, aber nicht sichergestellt, und müsste durch entsprechende Transparenz und Kontrolle gewährleistet werden, s. z.B. http://m.taz.de/Archiv-Suche/!5228673&s=Insekten&SuchRahmen=Print;m/.
    Hinsichtlich des im ersten Artikel erwähnten Imports aus Asien kann ich mir allerdings vorstellen, dass da ähnlich problematische Zustände entstehen können wie z.B. bei der großflächigen Shrimpzucht.

    Zugleich ist’s aber fraglich, was da ersetzt wird – werden’s weniger Wirbeltier-Produkte, oder aber weniger direkte pflanzliche Kost? (Allerdings könnte auch ein Weniger an z.B. importierten und oftmals unter sowohl sozial als auch ökologisch sehr problematisch produzierten Nüssen für Energieriegel sehr positiv sein, sofern wir diese Nüsse nicht zugleich auch hierzulande anbauen…) Oder werden’s weniger heimische Erbsen auf dem Teller?
    Insofern geht’s vielleicht weniger um’s ob, sondern mehr um’s wie.
    Durch die Nutzung von Insekten z.B. niederqualitative Pflanzenteile wie z.B. Heu von nicht zum Ackerbau nutzbaren Flächen in verwendbare Nahrung umzuwandeln, kann je nach Bereich durchaus unterstützenswert sein.

    Zugleich ist fraglich, was dann weiter passiert – geht die Nachfrage z.B. nach Fleisch zurück, oder werden Insekten zur neuen Kraftfutterquelle…?
    Die Steinzeit ist weder durch den Mangel an Steinen zu Ende gegangen, noch hat der Verbrauch von Sand abgenommen (dieser ist heute sogar die weltweit am meisten ausgebeutete Ressource).

    Diese Gefahr wird durch den FAO-Beitrag deutlich. Hier werden Insekten eben gerade als alternatives Kraftfutter für die Tierproduktion gepriesen. Hierin liegt die große Gefahr, und genau hier muss ein Riegel vorgeschoben werden, ebenso wie der gesamten aktuellen und längst ausgeuferten (Wirbel)tierproduktion.

    Wie im ersten Artikel beschrieben, können Insekten aber auch als Delikatesse angepriesen werden, was explizit nicht darauf ausgerichtet wäre, eine unterprivilegierte Schicht gegen deren Willen mit einer Art „Soylent Green“ abzuspeisen, sondern sich eher an eine sich selbst als Avantgarde begreifende Schicht richtet, die versucht manche im sogenannten „Westen“ als festgefügt und nicht zu hinterfragende Sichtweisen zu überkommen.
    Ggf. ließe es sich auch als für mehr Personen gangbare Ausstiegsoption erachten – durch den Verweis, dass es eine Vielzahl an anderen Nahrungsmitteln jenseits von Schnitzel und Rührei gibt.

    Von daher würde ich Insektenproduktion weder verteufeln noch in den Himmel loben. Es kommt auf die Einbettung an und hat durchaus das Potenzial, eine sinnvolle (Nischen-)Facette zu werden.

    • Aus meiner Sicht hat der Klimaschutz eine alarmierende Dringlichkeit. Im Jahr 2017 reicht es nicht mehr aus, eine klimaschädliche Produktionsweise durch eine etwas weniger klimaschädliche Produktionsweise zu ersetzen. Stattdessen gilt: Falls eine maximal klimaschonende Produktionsweise existiert (mit akzeptablen Risiken), ist dieser Produktionsweise der Vorzug zu geben. In Bezug auf Nahrungsmittel scheint das zu heißen: rein pflanzliche Nahrungsmittelproduktion.

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