Aktionsrallye durch Berlin-Mitte: mehrere Aktivist*innen blockierten den Eingang des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, zeitgleich störten etwa 50 Personen den regulären Betrieb in einem REWE-Supermarkt in der Friedrichstraße.
Am gestrigen internationalen Tag des kleinbäuerlichen Widerstands fand im Rahmen der internationalen Extinction-Rebellion-Woche eine Aktionsrallye durch Berlin-Mitte statt, zu der Extinction Rebellion (XR) Berlin und wir aufgerufen hatten. Unter dem Motto „Raus aus der Tierindustrie – Agrarwende für Klimagerechtigkeit jetzt“ protestierten 100 Aktivist*innen für globale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Tierrechte.
Über mehrere Stationen hinweg zogen Aktivist*innen am Nachmittag mit Kundgebungen und zivilem Ungehorsam vom Bauernverbandshaus am Oranienburger Tor bis zum BMEL in der Wilhelmstraße. Mit unserem kreativen Protest wollen wir auf die existentielle Klimakrise aufmerksam machen, in der wir uns befinden. Wir müssen die klimaschädliche Landwirtschaft grundlegend umbauen, und das heißt: drastische Reduktion von Tierhaltung und Tierproduktkonsum.
Die Aktionsrallye startete mit einer Auftaktkundgebung am Haus der Land- und Ernährungswirtschaft, wo mit Redebeiträgen vom Bündnis „Wir Haben Es Satt“, von „La Via Campesina“ sowie von XR Berlin und uns Unzulänglichkeiten der aktuellen Agrarpolitik benannt wurden. Parallel dazu fand ein „Die-in“ vor dem Eingang des Hauses statt: mehrere Aktivist*innen legten sich wie tot zu Boden und blockierten die Zufahrtsstraße.
Die nächste Station bildete das bereits seit Jahren leerstehende Informationszentrum „Acker und Teller“ des BMEL an der Friedrichstraße, dessen Schaufenster mit wissenschaftlichen Fakten zur Klimakrise und der industriellen Landwirtschaft ausgeschmückt wurde. Der Protest führte anschließend in einem Demonstrationszug mit großer Polizeibegleitung zum Verbändehaus am Weidendamm, in dem der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie sowie der Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland untergebracht sind. Nach einem Redebeitrag vom FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk (FIAN) machten die Aktivist*innen lautstark auf die fatalen Folgen des Imports von Anbauprodukten und Futtermitteln aus dem globalen Süden aufmerksam.
Um auch die zentrale Rolle des Lebensmittelhandels zu benennen, störten etwa 50 Aktivist*innen im Anschluss mit einem Die-in den normalen Betrieb im REWE-Supermarkt an der S- und U-Bahnstation Friedrichstraße. Auf den mitgebrachten Schildern stand unter anderem „Fleisch frisst die Welt“ und „Climate Justice Now!“.
Parallel dazu demonstrierte eine Gruppe von Aktivist*innen im Büro der GEFA (German Export Association for Food and Agriproducts). Die GEFA ist ohne Zweifel Teil eines neokolonialen Projektes und des extrem aggressiven und auf Export getrimmten deutschen Wirtschaftsmodells. Mit der Störaktion zielten die Aktivist*innen auf den Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Neokolonialismus, Klimawandel, Landgrabbing und Tierausbeutung.
In der Nähe des Bauernverbands und des BMEL richteten Aktivist*innen zudem Insektenweiden auf Brachflächen ein. Den Abschluss der Aktionsrallye bildete eine Kundgebung vor dem BMEL, an deren Rande eine Kleingruppe den Eingang des Ministeriums besetzte.
Der Internationale Tag des kleinbäuerlichen Widerstands am 17.04. gedenkt der Ermordung von kleinbäuerlichen Aktivist*innen durch die brasilianische Staatsgewalt. Ausgerufen wurde der Tag von La Via Campesina, einer weltweiten, kämpferischen Organisierung von Kleinbäuer*innen, Landlosen und Indigenen.
Mehr zu Extinction Rebellion:
Die aus Großbritannien stammende Bewegung Extinction Rebellion hat für April zur „Internationale Rebellion“ aufgerufen, an der sich Dutzende Gruppen weltweit beteiligen werden. In Deutschland haben sich seit November 2018 bereits über 20 Ortsgruppen gebildet, in denen sich Menschen aller Altersgruppen engagieren. Die Bewegung stellt drei Kernforderungen: Erstens muss die Regierung die volle Wahrheit über die ökologische Krise offenlegen und gemeinsam mit den Medien die absolute Dringlichkeit des Wandels an die gesamte Bevölkerung kommunizieren. Zweitens muss die Regierung die notwendigen Maßnahmen verbindlich ergreifen, um die Netto-Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2025 auf Null zu reduzieren und das allgemeine Niveau des Ressourcenverbrauchs zu senken. Drittens soll eine Bürger_innenversammlung einberufen werden, die diese Maßnahmen begleitet und gewährleistet, dass der Wandel gerecht und demokratisch abläuft. Die „International Rebellion Week“ findet seit dem 15. April in über 30 Ländern statt. Mehr: https://rebellion.earth/