Gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen rufen wir auf zu den Climate and Justice Games auf. Um konkret den Aspekt des Klimawandels und der Auswirkungen der Tierproduktion darauf hervorzuheben, und auf aktuelle Geschehnisse rund um den Hambacher Forst einzugehen, haben wir einen weiteren Aufruf formuliert. Dieser soll den bestehenden Aufruf ergänzen und unsere Vielfalt demonstrieren.
Kommt zu den Climate & Justice Games nach Hannover! Anlass ist die EuroTier, die weltweit größte Fachmesse für Tierhaltung, die im Zweijahresrhythmus in Hannover stattfindet. Die Messe ist einer der bedeutungsvollsten Treffpunkte für Akteur*innen aus der Tierproduktion und Landwirtschaft, aus nach- und vorgelagerten Branchen sowie Politik und Verwaltung. Wie keine andere Wirtschaftsbranche steht die Tierproduktion für extreme Tierausbeutung. Sie ist Ursache für Klimawandel, Landraub, Billigexporte, Niedriglohnarbeit und Artensterben.
Nur wenige der drohenden Katastrophen bedrohen das Leben auf diesem Planeten in seiner Gesamtheit so sehr wie der immer schneller voran schreitende Klimawandel. Millionen von Menschen bekommen die Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels, des Artensterbens, der Wirbelstürme, der schwindenden Gletscher, und der Dürreperioden bereits jetzt am eigenen Leib zu spüren. Vonseiten der politischen und wirtschaftlichen Eliten wird behauptet, dass sie die Lage in den Griff bekommen werden, während sie ihre Klimaziele verschieben und nichts an einer Wirtschaftsweise ändern wollen, die uns erst in dieses Schlamassel geführt hat.
Die erfreuliche Nachricht ist, dass es viele Menschen gibt, die erkannt haben, das wir nicht auf Veränderungen von oben hoffen können, und dass unsere einzige Chance die Selbstorganisation von unten ist. So wird die Kohlekommission in Berlin – die nicht einmal den Ausstieg im Namen trägt – begleitet von ermutigenden Protesten im Hambacher Forst. Dort stellen sich Aktivist*innen entschlossen und solidarisch den Plänen von RWE – trotz massiver Polizeigewalt – entgegen und verdeutlichen somit, wo das Klima eigentlich verhandelt wird: an den Orten, wo die Unternehmen Profite auf deren Kosten erwirtschaften.
Kurze Zeit zuvor verhandelte der Bauernverband mit politischen Vertreter*innen über Entschädigungen wegen der Dürre – Schäden, die die durch den Bauernverband vertretene Tierproduktionsbranche mit Ihren hohen Treibhausgasemissionen selber mit zu verantworten haben. Leider wurde dieses Ereignis nicht wie bei der Kohlekommission mit Protesten begleitet.
Das muss sich ändern, denn es ist mehr als wahrscheinlich, dass sich ähnliche Szenarien in den nächsten Jahren wiederholen, und das in zugespizter Form.
Tierproduktion und Klima
Die globale Landwirtschaft ist für ein Fünftel bis ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zusätzlich hat die Landwirtschaft auch vielfältige Auswirkungen auf weitere planetare Grenzen wie z. B. Landnutzung, Biodiversität und Stickstoffkreislauf. Diese Auswirkungen führen auch dazu, dass die Folgen des Klimawandels schwerer abzufedern sind.
Einen großen Anteil an diesen Folgen der Landwirtschaft hat die Tierproduktion, welche über 80% der globalen landwirtschaftlichen Flächen beansprucht. Im Vergleich dazu trägt die Tierproduktion nur einen vergleichsweise kleinen Teil zur Welternährung bei und kommt vorwiegend der wohlhabenderen Weltbevölkerung zugute.
An der in diesem Sommer geführten Debatte rund um Hitzewelle in Deutschland wird die Relevanz der Auswirkungen des Klimawandels auch in unserer Gegend deutlich – und vor allem die Rolle, die die Landwirtschaft dabei spielt. Der signifikante Beitrag des aktuellen Landwirtschaftsystems zum Klimawandel auf der einen Seite und dessen hohe Anfälligkeit für einen Wandel des Klimas auf der anderen Seite lässt erkennen, dass an einem Wandel der Landwirtschaft kein Weg vorbei führt. Wir fordern eine Agrarwende hin zu einer solidarischen, bio-veganen Landwirtschaft!
Klimagerechtigkeit
Auf der Agenda des Klimawandels steht die Verschlechterung der Lebensverhältnisse für die meisten Bewohner*innen dieses Planeten. Die offiziellen internationalen und nationalen Anstrengungen zur Umsetzung hehrer Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele entpuppen sich zunehmend als Greenwashing für umweltzerstörende profitorientierte Konzernpraktiken. Es ist inzwischen nicht mehr zu leugnen, dass Klimaschutz – geschweige denn Klimagerechtigkeit – von oben nicht funktioniert. Immer mehr Menschen wird daher klar, dass ernst gemeinte Klimagerechtigkeit darin bestehen muss, die Systemfrage zu stellen. Der Klimawandel ist nur das Symptom eines Systems, in welchem elementare Interessen der meisten Menschen und anderen Tieren den Profit- und Machtinteressen der Herrschenden untergeordnet werden, und in dem Solidarität und Mitgefühl keinen Platz haben. Grundlegende Veränderungen benötigen eine erstarkende globale Bewegung für Klimagerechtigkeit und für „System Change not Climate Change“.
Aktionstage gegen die herrschenden Verhältnissen insgesamt
Die Climate & Justice Games werden die Möglichkeit bieten, neben der EuroTier auch weitere Orte und Protagonisten von Klimawandel, Ausbeutung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit aufzuzeigen und zu stören. Die Games richten sich gegen die herrschenden Verhältnissen insgesamt: Kapitalismus, institutioneller und gesellschaftlicher Rassismus, Sexismus und alle Formen von Hierachisierung. Für Klimagerechtigkeit und ein Klima der Gerechtigkeit!
Games-Konzept der Aktionstage
Ob Kletteraktionen, Demonstrationen, Go-Ins, Straßenkreide- oder Blockadeaktionen, oder etwas ganz Anderes – seid einfallsreich und entschlossen. Ihr könnt entweder selbst Aktionen entwickeln oder euch einer anderen anschließen. Wenn möglich, schließt euch schon vorher zu Bezugsgruppen zusammen und plant eure Aktion. Es wird aber auch während der Aktionstage noch die Möglichkeit geben, Bezugsgruppen zu bilden.
Ab dem 15. November werden wir Infrastruktur organisieren und bereitstellen, wie z. B. Rechtshilfe, Küche für Alle, Orte zum Kennenlernen und Besprechen, und Schlafplätze.
Anlaufstelle und Infopunkt ist das Unabhängige Jugendzentrum Korn in Hannover (Kornstraße 28-30)
Die Klimagerechtigkeitsbewegung im Hambi, in Europa und weltweit
Mit den Climate & Justice Games wollen wir auch Solidarität zeigen mit dem Widerstand im Hambi! Das letzte Stück des Jahrtausende alten Hambacher Waldes, der bereits zu großem Teil durch den Braunkohletagebau im Rheinischen Revier zerstört wurde, droht in den kommenden Monaten vom Konzern RWE sowie der Landesregierung die Rodung und damit insbesondere auch die Räumung der Waldbesetzungen. Dabei ist der Hambi in den letzten Jahren zu einem Symbol des Kampfes und der Hoffnung für eine alternative, lebenswerte und klimagerechte Welt geworden.
Wir schließen uns den Forderungen nach dem Erhalt des Hambacher Waldes und dem sofortigen Stopp der Kohleverstromung an! Hambi bleibt – One Struggle One Fight! Wir solidarisieren uns mit den vielfältigen Kämpfen der europäischen und weltweiten Klimagerechtigkeitsbewegung.
Weitergehende und aktuelle Infos erfährst du unter:
www.climate-and-justice.games
Animal Climate Action (AniCA) – Teil des Bündnisses hinter den Climate and Justice Games